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Die perfiden Wirkungen der Lüge

Das menschliche Gehirn funktioniert nach dem sogenannten WYSIWYG Prinzip (What you see is what you get), so dass jeweils das für das Gehirn real ist, was der Mensch sieht bzw. sich in seinem Geist vorstellt. Diese Feststellung bedeutet auch, dass ein Mensch, der einen anderen Menschen belügt, im Gehirn des Belogenen eine falsche Vorstellung erschafft, die der Belogene als real ansieht. Dadurch kommt eine Lüge innerhalb einer sozialen Beziehung in einer hundertfachen Weise wieder zum Produzenten zurück, da die Kommunikation in der Beziehung immer wieder durch die irrealen, von der Lüge bedingten Vorstellungen des Beziehungspartners geprägt wird. Eine Lüge kann daher den Produzenten über eine lange Zeit verfolgen und ihm schwer zu schaffen machen.

Wer diese Folgen einer Lüge hinreichend nachvollzieht, dem wird klar, dass es kein effektiveres Mittel für die Vergiftung einer Beziehung gibt, als die scheinbar harmlosen „kleinen“ Lügen, die beide Partner darin einstreuen. Je mehr Lügen sich die Beziehungspartner erzählen, desto verwirrender wird die Beziehung, weil beide Partner immer mehr Fehlschlüsse aus dem ziehen, was sie als Realität erachten, aber tatsächlich irreal ist. Dies hat unter anderem zur Folge, dass die Beziehungspartner immer mehr Schwierigkeiten damit haben, klare Gedanken in Bezug auf die Beziehung zu fassen. Umso mehr sich die Beziehungspartner bemühen müssen, dass die eigenen Lügen nicht vom Partner entdeckt werden, desto mehr kommen sie in eine Bedrängnis und in eine generelle Unsicherheit. Manche Menschen kommen dadurch auf die Idee, sich so zu manipulieren, dass sie selbst fortan ihre Lügen für die Wahrheit halten. Damit scheint das Problem dann gelöst zu sein. Erliegt ein Mensch einer solchen willkürlichen Versuchung, dann büßt er in einer brisanten Weise die Verlässlichkeit auf sich selbst ein, da die Willkür alles und nichts möglich macht. Dies kann so weit gehen, dass ein Mensch seine natürliche Unbeschwertheit und Lebendigkeit verliert, weil er keinen ausreichenden Halt mehr in sich selbst finden kann.

Das Perfide an diesen degenerativen Folgen der Lüge führt manche Menschen tragischerweise dahin, immer mehr Fantasien, Halbwahrheiten und Lügen zu produzieren, wodurch sie zunehmend unfähig zur Führung von langfristigen Beziehungen werden, da sie dafür keine verlässliche Kommunikationsbasis mehr bereitstellen können. Ein schleichender Verlust der Beziehungsfähigkeit treibt einen Menschen, der grundsätzlich weit mehr auf eine soziale Gemeinschaft angewiesen ist, als alle Tiere in der Regel in eine äußerst brisante Entwicklung. Er wird zu einem zwanghaften Lügner, der alles, was er erzählt, abenteuerlicher, schöner oder auch schlimmer und beängstigender macht, als es im Grunde war und ist, weil er dadurch die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu fesseln und eine soziale Verbundenheit zu erzwingen versucht. Kommt es dabei zu einer Beziehung von „Gleichgesinnten“, dann gibt es in einer solchen Beziehung nahezu nichts mehr, worauf die Beziehungspartner wirklich bauen können, so dass sie aus diesen Beziehungen nur wenige ideologische und emotionale Nährstoffe beziehen können. Die Lüge ist daher in all ihren möglichen Folgen weit weniger harmlos, als es für die meisten Menschen heute den Anschein hat.

Die Lüge ist mit ihrer oft sinnlosen und destruktiven Anwendung heute nicht mit der natürlichen Mimikry zu vergleichen, da es bei der natürlichen Mimikry darum geht, mit der Kunst der Täuschung das eigene Leben zu erhalten, in etwa vergleichbar mit dem, was der Mensch unter einer Notlüge versteht. Da die Standeskultur durch ihre absolutistische Einteilung der Menschen in Stände und Kasten den „höheren“ Menschen zum Gegner des „niederen“ Menschen gemacht hat, ist der „niedere“ Mensch aus Angst vor einer lebensbedrohlichen Gewalt der „höheren“ Menschen dazu übergegangen, eine besondere Form der Mimikry zu entwickeln. Mischt sich diese für den Kulturmenschen bisweilen notwendige Mimikry in den Kulturbeziehungen mit der sinnlosen und destruktiven Lüge, dann wird das soziale Leben innerhalb der Kultur zwangsläufig immer komplizierter und unbekömmlicher. Auch heute wird das Kulturleben durch viele unnötige Lügen in allen Kulturfeldern so sehr verdorben, dass der Mensch zahlreiche psychische Symptome entwickelt. Es ist daher für den heutigen Menschen unerlässlich geworden, seine Kulturorganisation und seine Selbstorganisation auf den persönlichen Prüfstand zu stellen, da er nur noch durch ein gesteigertes Bewusstsein sein Beziehungsleben auf eine tragfähige Weise gestalten kann.

Ein Hindernis für eine solche Verbesserung stellen die modernen Medien dar, die geradezu ein Hort für willkürliche Lügen geworden sind. Das Fernsehen zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die Alltagsrealität darin ganz bewusst so wenig wie möglich widergespiegelt wird, damit der Kulturmensch von einer schwierigen Alltagsrealität in eine entlastende Scheinrealität fliehen und seine Sorgen und Nöte vergessen kann. Daher zeigt und produziert das Fernsehen heute auf eine regelrechte Weise übernatürliche aufgeputschte Sensationen, die den Menschen fesseln und ihm die Flucht aus seiner Alltagsrealität ermöglichen. Da das Gehirn nach dem WYSIWYG Prinzip funktioniert, täuscht der Mensch seinem Gehirn mit dem Fernsehen auf eine „professionelle“ Weise eine bessere Welt oder aber eine schlechtere Welt vor und verhindert dadurch in einer unbewussten, geradezu stoischen Weise, dass sich an dem Kulturalltag etwas Konkretes ändert. Mit den übernatürlichen Sensationen, die der Mensch durch das Fernsehen konsumiert, kann ein einfacher sozialer Beziehungsalltag der natürlichen Art nicht mithalten. Dadurch streben viele Menschen auf eine tragische Weise nicht mehr nach einer natürlichen Selbstorganisation und entwickeln eine regelrechte Sucht nach kulturellen Sensationen.

Die deutsche Medienkultur ist in dieser Hinsicht besonders hervorzuheben, da sie von einem außergewöhnlich starken Idealismus und Perfektionismus gekennzeichnet ist. Wer heute amerikanische Filme im Original ansieht, erhält einen anderen Gesamteindruck von der dargestellten Filmrealität, als in der deutschen Version, da in der deutschen Übersetzung durch die Stimmen eine besonders stilisierte Attraktivität, Empathie und Wärme der Schausteller zur Wirkung kommt – anders als durch die Stimmen der amerikanischen Originalversion. Was man bei den amerikanischen Schauspielern noch an Härte und grobem Pragmatismus aus den Stimmen herauslesen kann, kommt in der deutschen Filmversion in der Regel nicht mehr zum Ausdruck. Dadurch wird eine besondere idealistische Agenda in der deutschen Aufbereitung der Filme Realität, die den Zuschauern eine stark idealisierte und perfektionierte Version des Films präsentiert. Das Ergebnis ist eine starke Gegensätzlichkeit zwischen einer künstlich erzeugten Filmrealität und der deutschen Alltagsrealität. Durch die deutschen Medien wird dadurch ein intensiver deutscher Idealismus und Perfektionismus gefördert, der heute extrem destruktive Auswirkungen auf die deutsche Kulturgestaltung hat.

Vor allem der Aspekt der Geborgenheit und Sicherheit wird heute so stark in Deutschland betont, dass aus „Sicherheitsgründen“ viele soziale und bürokratische Angelegenheiten auf eine haarspalterische Weise reguliert werden. Wie zerstörerisch dieser Hang zum Idealismus und Perfektionismus werden kann, zeigt sich heute durch eine zunehmend auch alles wirtschaftliche Leben erstickende deutsche Bürokratie. Dies hat in jüngster Zeit derartige Auswirkungen erreicht, dass sich die Kleinunternehmer und Mittelständler der Stadt Ulm unter der Federführung der Industrie- und Handelskammer und andere Verbände dazu gezwungen sahen, eine Demonstration in der Öffentlichkeit gegen ihre bürokratische Überlastung zu organisieren. (https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/ulm/demonstration-gegen-buerokratie-der-ihk-in-ulm-100.html). An dieser Demonstration waren ca. 500 selbständige Unternehmer beteiligt. Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass es in Deutschland je eine solche Demonstration geben wird?

Die deutsche und die von der deutschen Bürokratie stark geprägte europäische Bürokratie haben inzwischen ein Ausmaß erreicht, dass sie auch das wirtschaftliche Leben durch bodenlos sich vermehrende Auflagen und verpflichtende Dokumentationen über das tägliche wirtschaftliche Geschehen langsam aber sicher ersticken. Eine derartige Entwicklung trägt zwangsläufig dazu bei, dass in der Kultur ein ganzes Meer von Fragwürdigkeiten, Scheinheiligkeiten, Halbwahrheiten und Lügen entsteht, in welchem der Mensch zu ertrinken droht.

Der Mensch versucht daher heute der zunehmend in allen Kulturfeldern unerträglich werdenden Kulturrealität durch eine entsprechende Flucht in ablenkende Unterhaltungen zu entkommen. Dazu gehört auch der „Kickeffekt“ des Konsums, der von dem natürlichen Jagdtrieb des Menschen gespeist wird. Durch diese besondere Form des Konsums hat das finanzielle Mittel Geld für den Menschen eine übernatürliche Bedeutung erlangt. Ohne es recht zu bemerken, haben viele Menschen eine Sucht nach Ablenkungen und Unterhaltungen entwickelt und sind dadurch selbst zu Wärtern ihres persönlichen Kulturgefängnisses geworden. Eine Konsumsucht treibt den Menschen, wie jede Sucht, ab einem bestimmten fortgeschrittenen Stadium dazu „Alles“ in Kauf zu nehmen, um den Drogenkonsum weiter aufrecht erhalten zu können. Dadurch bleiben die Betroffenen in ihrer Sucht gefangen und werden zu einem schwerwiegenden Hindernis für jede Veränderung der Kultur zum Besseren.

Bereits Karl Marx hatte sich darüber gewundert, wie erfolgreich sich der Kapitalismus auf der ganzen Welt verbreitet hat, wobei er annahm, dass darin eine Art „schicksalhafter“ Entwicklung für den Menschen vorliegt. Der Kapitalismus hat jedoch den Menschen einer traditionell unerträglichen, weil unnatürlichen Standeskultur ein besseres Leben versprochen und ist dadurch für viele Menschen zu einem trügerischen Hort der Hoffnung geworden. Diese Hoffnung erfüllt sich heute immer weniger, da der Kapitalismus zunehmend zu einer ausbeuterischen Mogelpackung der gegenwärtigen Standeskultur wird, durch die der „normale“ Mensch in einem Hamsterrad der ständigen Beschäftigung für die Aufrechterhaltung der Kultur gefangen bleibt.

Der Traum von der ewigen Vermehrung des materiellen Reichtums und der materiellen Sicherheit ist zwangsläufig durch die Erde selbst begrenzt. Wer diesen irrealen Traum eines inzwischen globalisierten und aus allen Nähten platzenden Kapitalismus heute nach wie vor weiterverfolgt, wird daher zwangsläufig für alles Leben auf der Erde zu einer Gefahr. Seit der Jahrtausendwende wird der „liberale“ Kapitalismus immer mehr zu einer „ganzheitlichen“ Lüge und zeitigt zunehmende destruktive Kulturentwicklungen. Der Mensch kann daher heute nicht mehr umhin, sich ernsthaft und gründlich mit seiner kulturellen Selbstorganisation auseinandersetzen. Innerhalb dieser Auseinandersetzung verdient die Lüge mit ihren extrem perfiden Auswirkungen eine ganz besondere Aufmerksamkeit.

Eine weiterführende Auseinandersetzung mit den Erörterungen dieses Artikels und mit den Möglichkeiten des heutigen Menschen, eine tragfähige natürliche Kulturorganisation zu entwickeln, ermöglichen die Bücher „2035 – Der Mensch schafft die Menschlichkeit ab“ und „Die Befreiung von der Standeskultur“. Eine Inhaltsangabe und einige Auszüge aus den Büchern finden Sie auf den Internetseiten: www.2035-der-mensch-schafft-die-menschlichkeit-ab.de und www.die-befreiung-von-der-standeskultur.de

Wolfgang Hauke

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