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Julia Effertz über Sexszenen im Film: „Auffällig, wie schnell wir bei Intimszenen dazu neigen, sie für echt zu halten“

Hamburg (ots) –

Die Intimitätskoordinatorin Julia Effertz findet es „auffällig, wie schnell wir bei Intimszenen – im Gegensatz zu allen anderen Szenen – dazu neigen, sie für echt zu halten.“ Dabei sei längst nicht alles real, was das Filmpublikum zu sehen bekomme: „Man kann die Illusion kompletter Nacktheit erzeugen, ohne dass die Darsteller nackt sind. Es gibt zum Beispiel hautfarbene Bedeckungen oder Unterwäsche, die mit Einlagen verstärkt ist.“ Trotzdem würden sich einige Regisseure und Regisseurinnen „echte“ Reaktionen von den Spielenden wünschen – beim Dreh werde ausgerechnet bei Sexszenen sehr häufig auf Improvisation gesetzt, das sei allerdings fatal: „Keiner käme auf die Idee, bei einer Kampfszene zu sagen: Improvisiert mal, dann ist es leidenschaftlich. Das kann richtig böse nach hinten losgehen.“ Sie habe schon Geschichten gehört, „wo Schauspieler Vergewaltigungsszenen improvisieren mussten – das geht gar nicht. Wo soll das der Mann denn herholen? Aus seiner privaten Intimität vielleicht? Das ist traumatisierend.“

Als Intimitätskoordinatorin sei es ihre Aufgabe, den Dreh der intimen Szenen zu begleiten, zu planen und abzusichern: „Wir professionalisieren Arbeitsabläufe. Wichtig ist, dass wir das Ganze entsexualisieren.“ Dabei spiele auch Sprache eine Rolle: „Schauspieler vereinbaren ein safe word, mit dem man den Take abbrechen kann. Das geht auch nonverbal, durch eine körperliche Geste.“ Julia Effertz erklärt: „Wir sind keine Psychologen oder Sexualtherapeuten. Aber wir können körperliche Prozesse und Szenen so formen, dass die Schauspieler nichts Privates preisgeben müssen. Das Formale und die Sprache helfen, Grenzen am eigenen Körper zu benennen.“

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Annekatrin Stoll
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